Es ist wichtig zu verstehen, dass der erfolgreiche Kampf gegen gesteigerten Appetit nicht immer direkt von der Willenskraft abhängt. Regelmäßiges Überessen kann mit physischen oder mentalen Faktoren zusammenhängen, die nicht allein durch "Willensanstrengung" beseitigt werden können.
Im Allgemeinen hängt die Intensität des Appetits vom Body-Mass-Index (BMI) ab:
- bei normalem Körpergewicht (relativ zu Geschlecht, Alter, Größe und Körpertyp) funktioniert auch das System zur Appetitkontrolle normal. Dieses System besteht aus vielen Komponenten – Blutzucker (Glukose), Hormone, Proteine-Peptide im Darm, Neurotransmitter im Gehirn und andere. Sie alle beeinflussen in gewisser Weise das Sättigungszentrum im Gehirn, regulieren das Hungergefühl/Sättigungsgefühl, sodass das gesamte System ordnungsgemäß funktioniert – ohne "Essattacken";
- bei Übergewicht und Adipositas funktioniert das System zur Appetitkontrolle nicht mehr richtig. Einer der Gründe für diese Störung ist die Zunahme der Fettzellen im Bauchraum, und der Schlüsselfaktor ist die Insulinresistenz (IR, Prädiabetes) – die verringerte Empfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Hormon Insulin.
Im zweiten Fall befindet sich der Körper auf "Insulinschaukeln", bei denen die Gliazellen des Gehirns bei sinkendem Blutzuckerspiegel ein SOS-Signal an den Hypothalamus senden und das Hungergefühl stimulieren. Deshalb kann eine Person bei Übergewicht nahezu ständig Hunger verspüren. Die Normalisierung des Blutzuckerspiegels hilft, die Kontrolle über den Appetit zurückzugewinnen.
Die medikamentöse Behandlung der Insulinresistenz übernimmt ein Endokrinologe. Wir betrachten nun zusätzliche nicht-medikamentöse Methoden, um den Appetit ohne gesundheitliche Schäden zu reduzieren.
Biologisch aktive Präparate zur Appetitreduktion
Chrom
Da Übergewicht hauptsächlich durch "schnelle" Kohlenhydrate (alle Produkte mit hohem Gehalt an raffiniertem Zucker, Fruktose, nicht Vollkorn Backwaren usw.) verursacht wird, sollte man zunächst, wenn nicht ganz auf sie verzichten, so doch zumindest ihre Menge reduzieren. Dabei helfen Nahrungsergänzungsmittel, die Chrom enthalten, meist in Form von Picolinat.
Chrom beteiligt sich zusammen mit Insulin am Transport von Nährstoffen (Glukose) in die Zellen des Körpers – es normalisiert die Durchlässigkeit der Zellmembranen für Glukose und signalisiert den Zellen, dass die Nahrung geliefert wurde. Dadurch wird die Effizienz von Insulin gesteigert, und das Gehirn sendet rechtzeitig ein Sättigungssignal, anstatt erst dann, wenn eine Wochenration an Lebensmitteln auf einmal gegessen wurde.
Auf diese Weise wird es mit chromhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln deutlich einfacher, nicht zu überessen.
5-HTP
5-HTP (5-Hydroxytryptophan) ist ein Nahrungsergänzungsmittel und eine Aminosäure, die in Proteinen vorkommt. Diese Substanz ist auch unter dem internationalen Freinamen (INN) Oxitriptan bekannt.
Die Aminosäure ist am Tryptophan-Stoffwechsel beteiligt und dient zudem als Zwischenprodukt bei der Biosynthese von Melatonin ("Schlafhormon") und Serotonin ("Glückshormon") im Nervengewebe und in der Leber. Durch die Erhöhung des Serotoninspiegels wird 5-HTP zur Appetitreduktion eingesetzt – bei niedrigen Werten dieses Hormons steigt der Heißhunger, insbesondere auf Süßigkeiten.
5-HTP wird nicht nur als Appetitzügler, sondern auch als:
- mildes “nicht-medikamentöses Antidepressivum” verwendet, einschließlich bei schweren depressiven Störungen im Rahmen der Kombinationstherapie;
- Mittel zur Verbesserung des Schlafs – aufgrund seines Einflusses auf die Melatoninsynthese.
Garcinia-Extrakt
Garcinia Cambogia-Extrakt ist ein klinisch untersuchtes und sehr wirksames pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel (Kapseln oder Tabletten) zur Appetitreduktion. Es enthält Hydroxyzitronensäure, die:
- hilft, den Appetit zu kontrollieren und deutlich zu reduzieren;
- die Teilung des Enzyms Citratelyase hemmt, das für die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fett verantwortlich ist.
Am effektivsten ist es, Nahrungsergänzungsmittel mit Garcinia eine halbe Stunde bis eine Stunde vor den Mahlzeiten mit ausreichend Wasser einzunehmen. In einigen Fällen wird das Nahrungsergänzungsmittel auch während der Mahlzeiten eingenommen – orientieren Sie sich an Ihrem eigenen Empfinden, um das optimale Einnahmeschema zu finden.
Andere Präparate
Oft werden im Zusammenhang mit der Frage "Wie kann man den Appetit reduzieren, ohne die Gesundheit zu schädigen" auch Präparate wie L-Carnitin, Grandaxin und Alpha-Liponsäure diskutiert. Alle haben jedoch ihre eigenen Besonderheiten, die man kennen sollte, und es wird nicht empfohlen, diese Mittel ohne ärztliche Verschreibung einzunehmen.
Wichtige Informationen:
- L-Carnitin reduziert nicht den Appetit. Es ist eine Aminosäure, ein Derivat der Gamma-Aminobuttersäure (GABA), die in ihren Eigenschaften den B-Vitaminen ähnelt. Ja, die Substanz hat fettverbrennende Eigenschaften und kontrolliert den Blutzuckerspiegel. Allerdings steigert sie den Appetit, anstatt ihn zu reduzieren. Daher sollte man bei der Einnahme von L-Carnitin sehr genau auf die Ernährung achten und regelmäßige körperliche Aktivität nicht vernachlässigen.
- Grandaxin (Tofisopam) ist ein anxiolytisches (angstlösendes) Medikament, ein Beruhigungsmittel. Es beeinflusst den Appetit nicht direkt, obwohl in den möglichen Nebenwirkungen in der Anleitung auch eine Appetitminderung angegeben ist. Insgesamt wird das Präparat in der Psychiatrie und Neurologie eingesetzt. Wenn der übermäßige Appetit mit einer psychischen Störung verbunden ist, kann die Behandlung mit Grandaxin von Vorteil sein und den Appetit als "Bonus" reduzieren.
- Alpha-Liponsäure (ALA), auch als Thioctsäure bekannt. Sie erhöht die Wärmeproduktion und hilft, mehr Energie zu verbrauchen, sowie den Appetit moderat zu reduzieren. ALA wird hauptsächlich bei Diabetes verschrieben, da sie die Insulinempfindlichkeit der Rezeptoren erhöht und sich positiv auf den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel auswirkt – Kohlenhydrate in Energie umwandelt und Fettansammlungen verhindert. Das Präparat hat jedoch eine Reihe von Nebenwirkungen und wird nicht zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit empfohlen. Ohne ärztliche Konsultation sollte es nicht eingenommen werden.
Vitamine zur Appetitreduktion
Zu diesen gehören in erster Linie:
- B-Vitamine – B2 (Riboflavin), B3 (Niacin, PP), B4 (Cholin), B5 (Pantothensäure), B6 (Pyridoxin), B7 (Biotin), B8 (Inositol) und B12 (Cyanocobalamin). Jeder von ihnen hat seinen eigenen Nutzen im Kampf gegen übermäßigen Appetit und Übergewicht – je nach Art regulieren diese wasserlöslichen Vitamine die Stoffwechselprozesse, aktivieren die Fettverbrennung, kontrollieren den Blutzuckerspiegel usw.;
- Vitamin D (Cholecalciferol) – reduziert das Hungergefühl. Es sollte jedoch nach Rücksprache mit einem Arzt und Bestimmung des Blutspiegels (Analyse auf 25(OH)D) eingenommen werden. Dieses hormonähnliche fettlösliche Vitamin hat viele nützliche Eigenschaften, kann jedoch bei Überdosierung äußerst gefährlich sein;
- Vitamin C (Ascorbinsäure) – beteiligt sich am Abbau von Glukose und "überschüssigen" Fettablagerungen.
Was kann man essen, um abzunehmen?
Eine häufige Frage :) Aber man kann sie durchaus ernsthaft und wissenschaftlich fundiert beantworten. Zu den Lebensmitteln und Getränken, die helfen, nicht zu überessen, gehören:
- tierisches Eiweiß – mageres Fleisch, Geflügel, Fisch, Milchprodukte, Eier. Laut einigen Studien beträgt die notwendige tägliche Proteinmenge 0,8–1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht. Es wird festgestellt, dass die Wirksamkeit einer kohlenhydratarmen Diät mit hohem Proteingehalt auf der Erhöhung der Proteinmenge in der Ernährung und nicht auf der Verringerung der Kohlenhydratmenge beruht. Wichtig! Bei Nierenerkrankungen ist eine ärztliche Konsultation erforderlich;
- Ballaststoffe – pflanzliche Fasern, die im Verdauungssystem nicht verdaut werden, sondern ein Sättigungsgefühl im Magen erzeugen, was hilft, nicht zu überessen. Ballaststoffe erhöhen die Produktion von Leptin ("Sättigungshormon") und haben viele weitere nützliche Eigenschaften, einschließlich der Unterstützung des normalen Darmmikrobioms – sie wirken also wie ein Präbiotikum;
- Bitterschokolade – sie reduziert den Appetit, im Gegensatz zu Milchschokolade. Aber übertreiben Sie es nicht! Für den gewünschten Effekt reicht ein Stückchen (manchmal sogar der bloße Geruch von dunkler Schokolade mit 85% Kakaoanteil);
- feste Nahrung – Meta-Analyse von 22 verschiedenen Studien bestätigte, dass je länger wir Nahrung kauen, desto länger hält das Sättigungsgefühl an;
- entkoffeinierter Kaffee. Es ist bekannt, dass normaler Kaffee das Hungergefühl etwas "dämpfen" kann, aber Studien haben gezeigt, dass entkoffeinierter Kaffee diese Aufgabe besser erfüllt;
- reines, stilles Wasser. Wasser ist der beste Helfer bei jeder Diät. Außerdem glauben Wissenschaftler, dass 300-500 ml Wasser, die vor den Mahlzeiten getrunken werden, den Appetit erheblich reduzieren können.
Appetit, Neurologie und Psychologie
Der Appetit steigt bei Schlafmangel. Und das ist nicht überraschend – ein Körper, der sich im Schlaf nicht vollständig erholen kann, versucht, sich durch Nahrung zu "aufladen", indem er das "Hungerhormon" Ghrelin verstärkt und die Produktion des "Sättigungshormons" Leptin reduziert.
Den Appetit reduzieren hilft Stresskontrolle – dies betrifft Menschen, die dazu neigen, Stress "wegzuessen". Stress verstärkt die Ausschüttung des Hormons Cortisol, das physiologische Mechanismen aktiviert, die den Appetit steigern. Der Körper verlangt nach kohlenhydratreicher Nahrung, vorzugsweise süßer, was zur Gewichtszunahme führt. Übrigens kann Hydroxytryptophan (5-HTP), das wir oben erwähnt haben, im Rahmen der Stressbewältigung verwendet werden, wodurch der Appetit effektiver reduziert wird.
Verwenden Sie kleine Teller. Studien haben gezeigt, dass wenn man die gleiche Menge an Nahrung auf unterschiedlich große Teller legt, das Gehirn glaubt, dass sich auf dem kleinen Teller mehr Nahrung befindet als auf dem großen. Dieser visuelle "Trick" hilft, mit kleineren Portionen satt zu werden. Übrigens gilt dieser psychologische Trick auch für Löffel: je größer der Löffel, desto mehr neigen wir dazu, damit zu essen. Bei Gabeln ist es jedoch umgekehrt: Psychologen empfehlen, große Gabeln zu verwenden – mit einer kleinen riskieren wir, mehr zu essen, da wir uns nicht bewusst sind, wie viel Nahrung bereits verzehrt wurde.
Wir hoffen, dass die Empfehlungen in diesem Artikel unseren Lesern im Kampf gegen unbewusstes Überessen von Nutzen sein werden.
Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit und eine einwandfreie Funktion Ihres physiologischen Systems zur Appetitkontrolle!